Hämatologie

Die Hämatologie ist ein Bereich der Inneren Medizin, der sich aus dem Altgriechischen als die Lehre der Blutkrankheiten (haima = Blut, logos= Lehre) ableitet. Als Hämatologe beschäftigen wir uns mit der Erkennung (Diagnostik) und Behandlung (Therapie) aller gut- und bösartigen Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe.

Auf der Station LL3 werden Patient*innen mit hämatologischen Erkrankungen stationär (in Ein- und Zweibettzimmern) durch unser multidisziplinäres Team individuell mit höchster Expertise behandelt. Tagesaktuell bespricht die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt Ihre Untersuchungsergebnisse und erklärt Ihnen, welche weiteren Untersuchungen daraus folgen und welche gezielten Behandlungsmöglichkeiten sich daraus ableiten. Wir nehmen uns dabei Zeit für Ihre Fragen, Sorgen und besonderen Anliegen und setzen diese nach Möglichkeit um. Wir beziehen hierbei auf Ihren Wunsch natürlich auch Ihre Angehörigen ein, um sie und uns alle gut über den Krankheitsverlauf informiert zu wissen.

Die Hochdosis-Chemotherapien mit anschließender autologer Stammzelltransplantation ist als spezialisiertes häufiges Behandlungsverfahren bei uns langjährig etabliert.

Innerhalb unserer Klinik ist das Zentrum für hämatologische Neoplasien von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert.

Angepasst auf Ihre individuellen Bedürfnisse können Behandlungen, bei denen keine (weitere) stationäre Aufnahme erforderlich ist ambulant oder in der Tagesklinik (Station C5) bzw. mit unseren niedergelassenen Hämatolog*innen und Onkolog*innen fortgeführt werden.

Unsere Behandlungsschwerpunkte

Leukämie (Blutkrebs)

Leukämien sind bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems, d.h. nicht nur im Blut, sondern auch im Knochenmark und in den lymphatischen Organen (wie Milz und Lymphknoten) vermehren sich die „kranken“ Blutzellen (leukämische Blasten) ohne jegliche Kontrolle. Alle Blutzellen entstehen im Knochenmark aus einer Blutstammzelle. Bei akuten Leukämien vermehren sich die unreifen und damit nicht regelhaft funktionsfähigen Blutzellen plötzlich und rasant. Chronische Leukämien hingegen entwickeln sich fast immer schleichend und bleiben lange Zeit unbemerkt, da sich die nahezu vollständig ausgereiften Leukämiezellen langsam vermehren. In Abhängigkeit von der Herkunft der erkrankten Zellen werden lymphatische und myeloische Leukämien unterschieden. Myeloische Leukämien gehen aus den Vorstufen der roten Blutzellen (Erythrozyten), der Blutplättchen (Thrombozyten), der Granulozyten (Untergruppe der weißen Blutzellen) und der Monozyten (Vorläufer der Fresszellen) hervor. Lymphatische Leukämien entwickeln sich aus den Vorstufen der Lymphozyten (Untergruppe der weißen Blutkörperchen).

Lymphome (Lymphdrüsenkrebs)

Lymphome sind bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems. Dies ist ein komplexes Netzwerk aus Lymphbahnen und den lymphatischen Organen, wie z.B. der Milz, Lymphknoten und der Thymusdrüse. Die dem lymphatischen System entstammenden Lymphozyten sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und bilden einen wichtigen und unverzichtbaren Teil der körpereigenen Immunabwehr. Je nach Herkunft unterscheidet man B-Lymphozyten, die dem Knochenmark (bone marrow) entstammen von den T-Lymphozyten, die im Thymus reifen. Bei malignen Lymphomen entarten die Lymphozyten, d.h. sie vermehren sich unkontrolliert. Man unterscheidet zwei große Gruppen, die Hodgkin Lymphome und die Non-Hodgkin Lymphome (NHL), auch die Chronische Lymphatische Leukämie (CLL) gehört zu den malignen Lymphomen.

Multiples Myelom (früher auch Plasmozytom genannt)

Das Multiple Myelom entsteht durch eine unkontrollierte Teilung einer einzigen Plasmazelle – die Zelle entartet. Plasmazellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und produzieren schützende Antikörper um Krankheitserreger abzuwehren. Die entarteten Plasmazellen (Myelomzellen) siedeln sich in Nestern im Knochenmark an. Die zahlreichen damit entstehenden Tumorherde im Knochenmark, sogenannte Myelome, geben der Erkrankung ihren Namen.

Myelodysplastisches Syndrom (MDS)

Hierbei ist die Reifung der der Blutstammzellen gestört. Es können somit im Knochenmark nicht ausreichend funktionsfähige rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) oder Blutplättchen (Thrombozyten) gebildet werden. Statt der gesunden Blutzellen entstehen beim MDS unreife Blutzellen (sogenannte Blasten‎) im Knochenmark. Aus dem Myelodysplastisches Syndrom kann sich im Verlauf der Erkrankung eine Leukämie entwickeln, wenn die Anzahl der Blasten im Knochenmark und Blut dominiert und somit die gesunden Blutbestandteile verdrängt.

Ausführliche Informationen finden Sie im blauen Ratgeber LeukämieHodgkin Lymphom und Plasmozytom/Multiples Myelom der Stiftung Deutschen Krebshilfe.

  • Anämie (Blutarmut)
  • Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen)
  • Leukozytopenie (Mangel an weißen Blutzellen)
  • Immundefektsyndrome (angeborene und erworbene Antikörpermangelsyndrome)

Hochdosis-Chemotherapie und autologe Stammzelltransplantation

Seit mehr als 20 Jahren wird am Klinikum Ernst von Bergmann die hochdosierte Chemotherapie mit anschließender autologer Blutstammzelltransplantation erfolgreich zur Behandlung von bösartigen hämatologischen Erkrankungen eingesetzt. Mitunter gibt es zwischenzeitlich neue Therapieoptionen für Patient*innen mit Lymphomen und Multiplem Myelom. Dennoch gilt die Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender autologer Stammzelltransplantation weiterhin als etablierteste und anerkannte Behandlung und zählt somit zu den erfolgreichsten und aussichtsreichsten Therapiemethoden.

Nach Behandlung einer Krebserkrankung bleiben unter Umständen noch Resttumorzellen zurück. Diese können durch eine Hochdosis-Chemotherapie endgültig zerstört werden. Hierdurch wird jedoch auch das Knochenmark fast komplett zerstört. Lebensnotwendige Blutzellen können dann nicht mehr vom Körper selbst ausreichend gebildet werden. Hilfestellung geben dann körpereigene Blutstammzellen, die den Patient*innen vor der Hochdosis-Chemotherapie entnommen werden. Diese werden zwischenzeitlich tiefgefroren und für die Rückübertragung als Infusion wieder aufbereitet. Diese Zellen sollen dann wieder die eigene Blutbildung übernehmen. Da es sich hierbei um die eigenen Stammzellen der Patient*innen handelt, nennt man das Vorgehen autologe Stammzelltherapie, abgeleitet aus dem Griechischen „auto“, das bedeutet „selbst". Die autologe Stammzelltransplantation ist somit keine Behandlung der Krebserkrankung, sondern ermöglicht die Durchführung der Hochdosistherapie. Da bei der autologen Stammzelltherapie körpereigene Stammzellen der Patient*in übertragen werden, treten nur in äußerst seltenen Einzelfällen eine Abstoßungsreaktionen wie bei der allogenen Stammzelltransplantation (Übertragung von Blutstammzellen eines fremden Spenders) auf.

„Unser ganzheitlicher Therapieansatz wird individuell auf die Bedürfnisse der Patientin/ des Patienten und dynamisch an den Verlauf der Erkrankung angepasst."

Dr. med. Su Hyeon Kim, Oberärztin Hämatologie

Portraitfoto Victoria Freitag

„Plötzlich und unerwartet stellt eine Krebsdiagnose das bisherige Leben auf den Kopf. Erkrankung und Behandlung verändern die Bedürfnisse in unterschiedlicher Weise. Wir stehen Ihnen und Ihren Angehörigen in dieser Zeit zur Seite."

Victoria Freitag, Pflegerische Stationsleitung Hämatologie

Unsere Ansprechpartnerinnen für Ihre Behandlung